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Politik

"Dass es so etwas gibt wie ein Recht, Rechte zu haben - und dies ist gleichbedeutend damit, in einem Beziehungssystem zu leben, in dem man auf Grund von Handlungen und Meinungen beurteilt wird -, wissen wir erst, seitdem Millionen von Menschen aufgetaucht sind, die dieses Recht verloren haben und zufolge der neuen globalen Organisation der Welt nicht imstande sind, es wiederzugewinnen."

Hannah Arendt: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft: Antisemitismus, Imperialismus, Totalitarismus, 1951.

"Many forms of Government have been tried, and will be tried in this world of sin and woe. No one pretends that democracy is perfect or all-wise. Indeed it has been said that democracy is the worst form of Government except for all those other forms that have been tried from time to time. […]"

Winston S. Churchill, Rede im britischen Unterhaus [House of Commons],  11.11.1947.

"Bei einigen Menschen geht das Weniger an die Existenzgrundlage. Ihr Weniger ist nicht nur eine individuelle, sondern auch eine gesellschaftspolitische Herausforderung. Wer so wenig hat, dass er das Notwendigste nicht mehr beschaffen kann, hat nicht mehr nur Angst, sondern Hunger. Friert. Das ist nicht Verzicht, das ist nackte Not.

Auf der anderen Seite gibt es Menschen in Deutschland, die ihren Verzicht auf Fleisch, auf ein Auto mit Verbrennungsmotor, auf die dritte Flugreise des Jahres ostentativ vor sich hertragen. Für sie ist weniger das neue Mehr. Für sie ist weniger, ein elektrischen Lastenfahrrad, für sie ist weniger ein veganer Burger.

Diese Art des Weniger ist das Statussymbol einer kleinen wohlhabenden Schicht, die sich damit von wirklichem Verzicht freikauft [...]."

Michel Friedman: Schlaraffenland abgebrannt: Von der Angst vor einer neuen Zeit, 2023.

"Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen."

Ludwig von Mises: Liberalismus, 1927.

"Jeder trägt auf seinen Schultern ein Stück der Gesellschaft; keinem wird sein Teil Verantwortung durch andere abgenommen. Und niemand kann für sich allein einen rettenden Ausweg finden, wenn die Gesellschaft als Gesamtheit dem Untergang entgegengeht. Darum muß jeder, im eigensten Interesse, am Kampf der Geister mit dem Aufgebot aller Kräfte teilnehmen. Niemand kann abseits stehen und sich für unbeteiligt halten; jedermanns Sache wird auf der Wahlstatt ausgetragen. In den großen geschichtlichen Entscheidungskampf, vor den uns unsere Zeit gestellt hat, wird jedermann hineingezogen, ob er will oder nicht."

Ludwig von Mises: Die Gemeinwirtschaft, 1922.

„Das Phänomen der Überlagerung eines realistischen Gefahrenbewusstseins mit Projektionen, Ideologien und Aberglauben ist jedoch keineswegs auf ferne Zeiten beschränkt. Auch in der Gegenwart wird die Risikowahrnehmung in hohem Maße von erratischen Prozessen der öffentlichen Aufmerksamkeit und der Interpretation beeinflusst. In immer wieder neuen Wellen werden gesundheitsfördernde oder gesundheitsschädlich Ernährungsweisen diskutiert, die ganze Bevölkerungsgruppen zu einer Änderung ihres Lebensstils veranlassen, oft von wissenschaftlicher Autorität vermeintlich gestützt, obwohl sie sich einige Jahre darauf als Mumpitz herausstellen [...]."

Julian Nida-Rümelin/Nathalie Weidenfeld: Die Realität des Risikos - Über den vernünftigen Umgang mit Gefahren, Kapitel 2, Paradoxien des Risikos, 2021. 

„[...] Ein Staat , der in Freiheitsrechte eingreift, um die durchschnittliche Lebenserwartung zu maximieren, gefährdet die freiheitliche Ordnung. Auch dann, wenn die Eingriffe Erfolg haben, und obwohl Leben Bedingung ist für die Wahrnehmung anderer Rechte [Meinungsfreiheit, Berufsfreiheit etc.]. Die kategorische Verordnung des individuellen Rechts auf Würde und Leben gegenüber anderen Gütern sollte vielmehr als ein Aspekt eines umfassenden Verrechnungsverbots interpretiert werden und darf nicht zu umfassender paternalistischer Staatspraxis werden."

Julian Nida-Rümelin/Nathalie Weidenfeld: Die Realität des Risikos - Über den vernünftigen Umgang mit Gefahren, Kapitel 5, Paternalismuskritik, 2021. 

„[...] Wir scheinen also in einem Dilemma zu stecken: Entweder der Wert des menschlichen Lebens wird absolut gesetzt und damit eine ausgewogene Lebensführung, aber auch eine ökonomische und gesellschaftliche Praxis unmöglich gemacht, oder der Wert wird relativiert, also in Bezug gesetzt zu anderen Gütern, mit der Folge, dass 'Verrechnungen' von Menschenleben mit ökonomischen und anderen Werte erfolgen, die moralisch inakzeptabel sind."

Julian Nida-Rümelin/Nathalie Weidenfeld: Die Realität des Risikos - Über den vernünftigen Umgang mit Gefahren, Kapitel 6, Der Wert des Lebens, 2021. 

„[...] In Krisen werden Fragen darüber, was richtig und was falsch sei, oft ideologisiert. Es geht nicht mehr um ein Abwägen von Gründen, pro und kontra, sondern um die Frage, zu welchem Lager man gehört. Differenziertere Positionen wie etwa die, die sowohl den Gesundheitsschutz als auch die ökonomische, soziale und kulturelle Vitalität der Gesamtgesellschaft im Auge haben, werden schnell diffamiert. Die mediale und auch persönliche Sehnsucht nach Konformität mag vielleicht in einer Krise - in der Menschen, zu denen natürlich auch Journalisten gehören, verängstigt sind - psychologisch verständlich sein, gut für die Demokratie ist es nicht. Politische Urteilskraft bleibt unverzichtbar. Jedes Argument ist zu prüfen, unabhängig von der Person, die es vorbringt. Nur eine inklusive, möglichst viele einbeziehende Auseinandersetzung mit der Herausforderung und ihren unterschiedlichen Bewältigungsstrategien kann am Ende zu einer Praxis führen, die allgemein zustimmungsfähig ist. Denk- und Diskussionsverbote gibt es weder in der  Wissenschaft noch in der demokratischen Politik. [...] Gerade in Krisenzeiten müssen Menschen sich genügend Raum für Fallibilismus lassen - auch wenn dies dem psychologischen Bedürfnis nach einer unantastbaren einheitlichen Meinung widerspricht."

Julian Nida-Rümelin/Nathalie Weidenfeld: Die Realität des Risikos - Über den vernünftigen Umgang mit Gefahren, Kapitel 8, Konformität in Krisenzeiten, 2021. 

"[...] Die Decke der Zivilisation ist dünn. Niemand hätte sich [...] vorstellen können, das wir diesen Ausnahmezustand erleben. [...] Autoritäre Strukturen können sich verfestigen, die Menschen gewöhnen sich daran. Erosionen sind langsame Abtragungen, keine plötzlichen Ereignisse."

Ferdinand von Schirach: Trotzdem [zusammen mit Alexander Kluge], 2020.

"Ich glaube das Virus hat uns eine Zeitwende gebracht. Beides ist jetzt möglich, das Strahlende und das Schreckliche."

Ferdinand von Schirach: Trotzdem [zusammen mit Alexander Kluge], 2020.